Die Lebensversicherungsbranche ist durch die andauernde Niedrigzinsphase unter Druck. Insbesondere liegt dies daran, dass die Lebensversicherer bei Altverträgen eine Mindestverzinsung garantieren müssen, die über den zur Zeit am Kapitalmarkt erzielbaren Renditen liegt. Eine Marge ist für die deutschen Lebensversicherer unter den derzeitigen Rahmenbedingungen kaum noch möglich. Je länger die Niedrigzinsphase dauert, desto problematischer könnte diese Situation für das Geschäftsmodell von Lebensversicherungsunternehmen werden.
Eine aktuelle Studie von Fitch mit dem Titel „Deutsche Lebensversicherer – Kapital unter Druck aber noch auskömmlich“ bringt die Situation auf den Punkt:
Fitch Ratings-Frankfurt/London – 10 Dezember 2014: Fitch Ratings hat in einer heute veröffentlichten Analyse aufgrund des weiter schwierigen operativen Umfelds den negativen fundamentalen Branchenausblick für deutsche Lebensversicherungen bestätigt. Die Agentur meint, dass die Branche ihren aktuellen Herausforderungen gut gewachsen ist. Sie erwartet in den nächsten 12 bis 24 Monaten nicht viele Veränderungen bei den Ratings der Unternehmen. Der stabile Ratingausblick für deutsche Lebensversicherung wurde deshalb ebenfalls bestätigt.
Das anhaltende Niedrigzinsumfeld wirkt negativ auf die Kapitalquoten der Lebensversicherer, die deshalb zwischen 2008 und 2014 zurückgegangen sind. Für 2015 erwartet Fitch, dass der Druck auf das Kapital anhalten wird. Die 2011 eingeführte Zinszusatzreserve schützt zwar die Versicherer gegen die Belastungen eines anhaltenden Niedrigzinsumfelds, belastet aber die Solvabilitätsquoten der Lebensversicherer zusätzlich. Die Neureglung durch das Versicherungsreformgesetz, dass Versicherungskunden mit fällig gewordenen Versicherungspolicen nicht mehr an den stillen Reserven der festverzinslichen Kapitalanlagen der Versicherer beteiligt werden müssen, wirkt positiv auf das Kapital.
Im gegenwärtigen Umfeld ist es für Lebensversicherungen sehr schwierig, Kapitalanlageerträge im angemessenen Umfang zu generieren. Fitch hat für deutsche Lebensversicherungen ein Run-off Szenario simuliert und das Niedrigzinsumfeld mit verschiedenen Annahmen durchgerechnet. Das Ergebnis bestätigt die Sicht von Fitch, dass die deutschen Lebensversicherer mit Rating der Agentur den gegenwärtigen Herausforderungen der Branche gewachsen sind und in der Lage sein werden, die Garantieverzinsung für die Lebensversicherungskunden zu gewährleisten.
Für 2015 erwartet Fitch für den deutschen Lebensversicherungssektor einen Rückgang des Neugeschäfts. Die Absenkung des Rechnungszinses von 1,75% auf 1,25% zum 1. Januar 2015, dürfte zu Vorzieheffekten beim Abschluss von Lebensversicherungen im vierten Quartal 2014 geführt haben und das Neugeschäft 2015 dämpfen. Da die niedrigeren Garantiezinsen konventionelle Lebensversicherungen weniger attraktiv machen, dürfte es zu einer weiteren Verschiebung zugunsten von Produkten mit alternativen Garantien oder fondsgebundenen Lebensversicherungsprodukten kommen.
Der Bericht, mit dem Titel ‚2015 Outlook: German Life Insurance- Capital Under Stress but Still Adequate‘, ist auf www.fitchratings.com erhältlich.
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